Museum im Schafstall
· Museums-Newsletter 2019/2
Museums-Newsletter 2019/2
Die Persönlichkeit dahinter

Wer war der „Maler des Lichts“?

Otto Wolfgang Flechtenmacher sollte in seinem Leben vielen Herausforderungen begegnen. Nicht nur musste er um seine Existenz und seine Selbstverwirklichung als Maler ringen, er war auch zeitlebens auf der Suche nach Geborgenheit, seiner wahren Heimat und dem Sinn des Lebens.

Otto Wolfgang Flechtenmacher
Otto Wolfgang Flechtenmacher

Am 11. September 1900 in Kronstadt/Siebenbürgen geboren, war Otto Flechtenmacher das neunte Kind von Carl Eduard Flechtenmacher und seiner Frau Ida, geb. Hesshaimer. Der Vater, ein wahrhaft leidenschaftlicher Arzt, drängte Otto nach seiner Schulbildung und des anschließenden Militärdienstes zum Medizinstudium.

Schon während dieses Studiums (1918 – 1926) bemerkte er seine Liebe zur Malerei. Die bildnerische Begabung hatte Flechtenmacher von Seiten der Familie seiner Mutter. Er verbrachte daher die meiste Zeit damit, in den Bergen zu malen und zu zeichnen. Anfang der 20er-Jahre freundete sich der Einzelgänger mit dem Innsbrucker Maler und Fotografen Artur Nikodem an. In München beschäftigte er sich mit Aktzeichnen an der Akademie – das Medizinstudium war zur Nebensache geworden – und besuchte die Malschule Heymann. Ebenso belegte der Österreicher im Sommer Mal- und Zeichenkurse bei Akademieprofessoren.

Und obwohl Flechtenmacher bis 1923/24 alle Prüfungen seines Medizinstudiums bestand, brach die Beziehung zu seinem Vater. Er zog sich 1924 nach Seefeld zurück und ab diesem Zeitpunkt befasste er sich fast ausschließlich mit seiner Leidenschaft – der Malerei. Für seinen Unterhalt erhielt der Künstler Hilfe von seinen Brüdern Carl und Walter, ebenso von einer schwedischen Gönnerin, die er in Seefeld kennen gelernt hatte.

Otto Flechtenmacher vor Schneegipfeln
Otto Flechtenmacher vor Schneegipfeln

Zwischen 1923 und 1926 hielt sich Flechtenmacher oft in Vent und Obergurgl auf, um bei seinen Wanderungen die Hochgebirge zu malen. Hier sah er sich mehrmals konfrontiert mit existenziellen Grenzerfahrungen, welche seine Spiritualität und sein Bewusstsein beeinflussten. Diese Erfahrungen veränderten seine Sichtweise als Künstler und seinen Blick auf Licht und Landschaft in den Bergen.

Nach Aufenthalten in Deutschland und der Schweiz kehrte er 1936 nach Tirol zurück. Die in der Schweiz entstandenen Bilder ließ der Landschaftsmaler zurück – sie gelten bis heute als verschollen. 1937 reiste er nach Rumänien, um sich mit seinem Vater auszusöhnen und dessen 80. Geburtstag zu feiern.

Als Flechtenmacher 1941 zum Dienst in der Deutschen Wehrmacht einberufen wurde, war er zeitweise im Raum Triest als Kriegsmaler tätig. 1945 legte er in Kriegsgefangenschaft rund 1.200 km von Triest bis Ossijek barfuß zurück. Seine medizinischen Kenntnisse kamen ihm zugute, als er in einem Typhuslazarett als Assistent des Lagerarztes arbeiten konnte. Ein Jahr später wurde Flechtenmacher aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und war in katastrophalem gesundheitlichem Zustand.

Otto Flechtenmacher vor Blasihaus Inntal
Otto Flechtenmacher vor Blasihaus Inntal

In den Folgejahren lebte Flechtenmacher vorwiegend in Seefeld und Reith/Tirol. Vorübergehend hielt er sich auch in Stift Stams auf. Die Nachkriegsjahre waren gezeichnet von bitterster Not. Flechtenmacher konnte des Öfteren seine Unterkunft nicht bezahlen und musste seinen Koffer als Pfand zurücklassen. Freunde aus Schweden und der Schweiz schickten ihm Farben, mit denen er arbeiten konnte.

Es folgten einige Einzel- und Gruppenausstellungen u.a. in Aachen, Innsbruck, Wien und Venedig. In Seefeld lernte Flechtenmacher 1952 seine spätere Ehefrau Elisabeth Albrecht kennen. Als Mediziner musste ihm klar gewesen sein, dass er zu diesem Zeitpunkt an Kehlkopfkrebs erkrankt war. Zwei befreundeten Ärzten gelang es, durch die damals völlig neuartige Behandlungsmethode der Strahlentherapie, ihn zu heilen. Zu dieser Zeit galt eine solche Diagnose für gewöhnlich als Todesurteil.

Die Zuneigung von Otto und Elisabeth wurde durch Briefe und ihre häufigen Besuche in Mösern schnell vertieft. Sie umsorgte den verarmten Maler in ideeller wie auch materieller Beziehung, denn sie war im Bereich Verkauf und Import bei großen deutschen Firmen tätig. Flechtenmacher erwarb 1959 ein Grundstück in Mösern, welches unter erheblichen Schwierigkeiten bebaut wurde. Im September 1964 heiratete das Paar und zog ein Jahr später in das erbaute Haus. In den darauffolgenden Jahren arbeitete Flechtenmacher in Mösern, Ebingen oder im Ruhrgebiet. Hier war auch seine Frau mittlerweile berufstätig.

Als sich Flechtenmachers Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte zog sich das Ehepaar 1972 endgültig nach Mösern zurück. Seine letzte größere Ausstellung präsentierte Flechtenmacher im Herbst 1981 in Telfs. Erneut an Krebs erkrankt, verstarb der Österreicher am 31. Juli 1982 in Mösern.

Zirbenwald in Obergurgl - Otto Flechtenmacher
Zirbenwald in Obergurgl - Otto Flechtenmacher

Herzlich willkommen im Museum im Schafstall...

...zur aktuellen Ausstellung „Maler des Lichts – Otto Flechtenmacher“. Derzeit werden noch bis zum 12.05.2019 über 150 Ölgemälde des Malers Otto Wolfgang Flechtenmacher ausgestellt. Bereitgestellt wird der Nachlass des Künstlers vom Museum Stift Stams/Tirol.

Öffnungszeiten: Mittwoch und Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr
Das Museum ist auch am 1. Mai 2019 für Sie geöffnet.

Führungen: Jeden Sonntag um 11 Uhr zu 4,00 Euro zzgl. Eintritt
Um Anmeldung unter der Telefonnummer 07139/3924 wird gebeten.
Gruppenführungen sind auf Anfrage möglich.


Eintritt: 5,00 Euro / ermäßigt 3,00 Euro

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie im Ausstellungsflyer.
Flyer der Ausstellung "Maler des Lichts - Otto
Flechtenmacher" Flyer der Ausstellung "Maler des Lichts - Otto Flechtenmacher"
Format: PDF (3,17 MB)
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