Deutsche und Polen: die gegenseitige Wahrnehmung

Vortrag von Gabriele Lesser am Dienstag, 7. März 2017 um 19 Uhr im Museum im Schafstall in Neuenstadt a. K.

Vortrag und Powerpoint-Präsentation von Gabriele Lesser

Das Museum im Schafstall hat gute Beziehungen zum polnischen Sammler Marek Roefler, der die Exponate der aktuellen Ausstellung „École de Paris“ zur Verfügung stellt. Gabriele Lesser wird das Thema deutsch-polnische Beziehungen in ihrem Vortrag weiter vertiefen.

Die Feiern zu 25 Jahre deutsch-polnischer Nachbarschaftsvertrag dauerten 2016 ein ganzes Jahr lang an. Auf beiden Seiten wurden sie offiziell als Erfolg verbucht. Doch wie sieht die Bilanz heute tatsächlich aus? Können die historisch schwer belasteten Beziehungen heute wirklich als "gut" bezeichnet werden? Sind Deutsche und Polen Freunde, die sich auch einmal streiten können, ohne dass gleich die Freundschaft in die Brüche geht? Oder ist doch eher Schweigen angesagt, wenn die andere Seite den europäischen Werten Adieu sagt? Die deutsch-polnischen Beziehungen finden auf vielen Ebenen statt, angefangen bei persönlichen Kontakten über Städte- und Schulpartnerschaften bis ganz hinauf zu den Parlamenten, Regierungen und Staatspräsidenten. Bei der Wahrnehmung des jeweils anderen spielen die Medien eine große Rolle, die nicht nur zeigen, wie die Stimmung im Land ist, sondern zum Teil auch selbst Stimmung machen – im positiven wie im negativen Fall.
Der Vortrag wird sich auf die Zeit seit den polnischen Wahlen im Oktober 2015 konzentrieren und mit vielen Bildern aufzeigen, was sich seither in den deutsch-polnischen Beziehungen getan hat. Bei der Diskussion können dann noch offene Fragen geklärt und einzelne Themen vertieft werden.

Gabriele Lesser
ist Osteuropa-Historikerin, Publizistin und Fotografin. Sie begann sich Anfang der 1980er Jahr intensiv für Polen zu interessieren, als die Menschen dort mit Streiks und Massendemonstrationen gegen das Alltagselend protestierten. Am 13. Dezember 1981 rief General Jaruzelski das Kriegsrecht aus und beendete so den "Karneval der Solidarnosc". 1985 fuhr Lesser mit einem DAAD-Stipendium für ein Jahr nach Krakau, um sich persönlich ein Bild von der Lage zu machen und auch einmal selbst zu erfahren, wie es ist, "im Kommunismus zu leben". Zehn Jahre später, nachdem Polen als erstes Land des damaligen Ostblocks demokratische Wahlen abgehalten und den Transformationsprozess zu Demokratie und Markwirtschaft eingeleitet hatte, fuhr Lesser erneut nach Polen – diesmal als Auslands-Korrespondentin der taz und anderer deutschsprachiger Zeitungen. Bis heute hat Lesser nicht nur tausende Artikel veröffentlicht, die sich mit Gegenwart und Geschichte Polens beschäftigen, mit den deutsch-polnischen Beziehungen, der schwierigen Auseinandersetzung mit der Geschichte, die am Ende auch die Neufindung der polnischen Nationalität notwendig machte, sondern auch dutzende Fachartikel und mehrere Bücher. Darunter das Buch: Leben als ob. Die Untergrunduniversität Krakau im Zweiten Weltkrieg.
Seit 2012 besitzt Gabriele Lesser auch die Lizenz als Stadtführerin von Warschau. Auf thematischen Rundgängen zeigt sie, wo genau der Ghetto-Aufstand 1943 oder der Warschauer Aufstand 1944 stattfand, wo die Zentren der politischen Macht in Warschau sind, welche Orte mit der ersten demokratischen Verfassung Europas und dem Parlamentarismus in Polen verbunden sind. Man kann auch einen ganzen Tag mit Frederic Chopin verbringen, mehr über sein Leben erfahren und im königlichen Lazienki-Park einem Chopin-Freiluft-Konzert beiwohnen.


Museum im Schafstall, Dienstag, 21. Februar 2017

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