Wildes Paradies

26. Oktober 2025 – 31. Mai 2026
Imants Tillers

Imants Tillers, geboren 1950 in Sydney, ist einer der international bedeutendsten australischen Künstler seiner Generation. Als Kind lettischer Geflüchteter, die 1949 nach Australien kamen, ist seine Biografie von Anfang an geprägt durch Fragen von Heimat, Identität und kultureller Zugehörigkeit – Themen, die sein Werk bis heute durchziehen. Obwohl er zunächst Architektur an der University of Sydney studierte, änderte sich sein Lebensweg schlagartig, als er 1969 an Christo und Jeanne-Claude's legendärem Kunstprojekt Wrapped Coast teilnahm. Diese Erfahrung markierte den Beginn seines konsequenten Weges als konzeptueller Künstler und Denker.

Seit den frühen 1970er Jahren prägt Tillers die australische und internationale Kunstszene. Seine Arbeiten zeichnen sich durch einen stark intellektuellen Zugriff aus: Er verbindet Malerei mit Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte, wobei Zitate, Aneignungen und fragmentarische Überlagerungen eine zentrale Rolle spielen. Ein wesentliches Merkmal seines Oeuvres ist das 1981 entwickelte System der modularen Leinwandtafeln. Die kleinen nummerierten Paneele, die sich zu großformatigen Werken zusammenfügen, bilden das fortlaufende „Book of Power“ – ein monumentales Projekt, das mittlerweile über 117.000 Teile umfasst. Diese Technik erlaubt es Tillers, seine Themen in einer Art visuellem Langgedicht immer wieder neu zu kombinieren und weiterzuschreiben.

Inhaltlich setzt er sich mit Aneignung, Originalität, Migration, Spiritualität, Landschaft und Erinnerung auseinander. Schon in den 1980er Jahren war er einer der ersten nicht-indigenen Künstler, der die Bildsprache zeitgenössischer Aboriginal Art ernst nahm und mit ihr in einen Dialog trat. Ab 1996 lebte und arbeitete Tillers mit seiner Familie in Cooma, im ländlichen New South Wales. Die Nähe zur Natur und das Licht der australischen Alpenlandschaft gaben seiner Arbeit eine neue, spirituell gefärbte Tiefe.

Seine Werke wurden weltweit ausgestellt – u. a. auf der Documenta 7 in Kassel (1987), der Biennale in Venedig (1986), der São Paulo Biennale (1975) und in Museen, wie dem Royal Acadeny of Arts oder dem Museo de Monterrey in Mexiko. Auch in seiner Herkunftsregion Lettland wird Tillers hochgeschätzt. 2018 widmete ihm das Lettische Nationalmuseum der Kunst eine große Retrospektive, begleitet von einem Dokumentarfilm über sein Leben und Werk. 2025 erhielt er den Orden der Drei Sterne, Lettlands höchste zivile Auszeichnung, für seine Rolle als kultureller Vermittler. Imants Tillers lebt und arbeitet weiterhin aktiv, publiziert Essays und bleibt ein wichtiger Impulsgeber für die Reflexion über Kunst, Identität und Geschichte im globalen Kontext.

Michael Nelson Jagamara AM (1946 – 2020) Pikilyi (Vaughn Springs), Northern Territory, Australien. Sprachgruppen: Warlpiri & Luritja
Jagamara stammt aus Pikilyi, einem abgelegenen Ort im australischen Northern Territory. Er begann Anfang der 1980er Jahre in der zentralaustralischen Gemeinde Papunya zu malen und gehörte zur zweiten Welle der Western Desert Art. Die meisten seiner Werke beziehen sich auf die Region um Mount Singleton und erzählen traditionelle Traumgeschichten wie Yam, Possum, Känguru, Emu und Blitz. Jagamara war „der erste australische indigene Künstler, der in zeitgenössische internationale Kunstkreise eindrang und individuelle Anerkennung erlangte“ (Vivien Johnson).

Er gewann 1984 den National Aboriginal Art Award; 1986 stellte er auf der Biennale of Sydney aus,1987 wurde ein Bild von ihm im Foyer der Sydney Opera enthüllt. 1988 erhielt sein 196 Quadratmeter großes Granitmosaik am Eingang des Parlaments in Canberra nationale und internationale Beachtung. 1989 beteiligte er sich am Art Car Project von BMW und bemalte einen handgefertigten M3 Gruppe A-Rennwagen. Damit schloss er sich Künstlern wie Andy Warhol und Robert Rauschenberg an, die ebenfalls an dem Projekt teilnahmen.

Tillers traf Jagamara zum ersten Mal auf der Sydney Biennale 1986, als er kontrovers Bild Elemente Jagamaras für sein Gemälde „Die neun Schüsse“ verwendete. Tillers hatte Jagamara nicht um Erlaubnis gebeten, begann aber später einen Prozess der „Versöhnung durch Zusammenarbeit“ (Sasha Grishin). Diese war sehr fruchtbar, sogar über seinen Tod hinaus.

Die gemeinsamen Werke von Jagamara und Tillers wurden von wichtigen Institutionen wie dem Parliament House in Canberra, QOGOMA in Brisbane sowie dem Tate Modern in London erworben.

Bei dieser Ausstellung werden auch Bilder der indigenen Künstler Emily Kame Kngwarreye (ca. 1910 – 1996), Peter Pijaju Skipper (ca. 1929 – 2007), Sue Elliott (1953 – ca. 1999), Sam Tjapanangka (1950 – 2021) und des Australiers Tim Johnson (geb. 1947) ausgestellt.

VIDEO:
Aufbau des Kunstwerks ZURÜCKGELASSEN – bestehend aus 192 Paneelen:
https://youtu.be/Ycjv0R4NmWc


Öffnungszeiten

Mittwoch und Sonntag:
10.00 – 17.00 Uhr
und nach telefonischer Absprache unter 07139 / 3924

Geschlossen:
24. Dezember, 31. Dezember, 5. April

Führungen (tel. Anmeldung erwünscht):
jeden Sonntag um 11.00 Uhr: 4,00 Euro zzgl. Eintritt
Gruppenpreis für Sonderführungen: 90,00 Euro zzgl. Eintritt

Eintrittspreise

6,00 Euro
Ermäßigt 4,00 Euro

Schirmherrschaft

Djon Mundine, OAM Aboriginaler Kurator, Autor und Künstler, New South Wales, Australien
Norbert Heuser, Landrat Landkreis Heilbronn

Förderer & Partner

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